Die PECH-Regel: Effektive Erste Hilfe bei Sportverletzungen

Sport hält fit und gesund – birgt aber auch das Risiko von Verletzungen. Besonders häufig tritt eine Verstauchung des Knöchels auf (1). In solchen Fällen hat sich die PECH-Regel bewährt – eine einfache und wirksame Methode der Erstversorgung bei Sportverletzungen (2).

Die PECH-Regel ist heute ein Standard in der Sportmedizin und kann helfen, Schmerzen zu lindern, Schwellungen zu reduzieren und die Heilung zu unterstützen. In diesem Artikel erfahren Sie, was hinter der Methode steckt und warum sie wichtig im Fall einer Verletzung sein kann. 

Definition und Ursprung der PECH-Regel

Die Abkürzung PECH steht für Pause, Eis, Compression und Hochlagern. Entwickelt wurde diese Methode Ende der 1970er-Jahre unter dem englischen Begriff RICE-Methode („Rest, Ice, Compression, Elevation“). Der amerikanische Arzt Dr. Gabe Mirkin stellte sie 1978 erstmals vor (3). Seitdem wird die PECH-Regel weltweit in Erste-Hilfe-Anleitungen bei Verletzungen angewandt und gilt als bewährte Sofortmaßnahme bei Sportverletzungen (2).  

Die vier Schritte der PECH-Regel  

Die PECH-Regel besteht aus vier einfachen, aber entscheidenden Maßnahmen. Jede Komponente trägt dazu bei, Schmerzen und Schwellungen nach einer Sportverletzung wirksam zu reduzieren und die Heilung zu unterstützen. (2)

Wichtig ist, die PECH-Regel sofort nach der Verletzung anzuwenden. Je schneller die Umsetzung erfolgt, desto besser lassen sich Folgeschäden vermeiden. Die Symptome sollten mit der Anwendung der Regel nachlassen. Ist dies nicht der Fall, wird eine ärztliche Nachsorge empfohlen. Eine sorgfältige Überwachung des Therapiefortschritts hilft, die Dauer jeder Phase nach Bedarf anzupassen. (2)  

Obwohl die PECH-Regel einfach anzuwenden ist, erfordert die Durchführung Aufmerksamkeit und Disziplin. Jeder Schritt muss korrekt ausgeführt werden, um den größten Nutzen zu erzielen. Schauen wir uns diese vier Schritte im Detail an, um ihre Bedeutung besser zu verstehen. 
 

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P: Pause
Der erste Schritt heißt Pause. Unterbrechen Sie jede Aktivität sofort, um weitere Schäden am verletzten Gelenk zu vermeiden. Ruhe ermöglicht dem Körper, den Heilungsprozess zu starten und verringert das Risiko zusätzlicher Verletzungen(3)

Vermeiden Sie Belastung oder das Aufstützen auf die betroffene Stelle, bis eine Besserung eintritt. 

E: Eis 
Kühlen ist entscheidend, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern. Legen Sie so schnell wie möglich nach der Verletzung Eis auf. Das reduziert die Durchblutung des betroffenen Bereichs und damit auch Schwellung und Schmerz(3).

Es wird empfohlen, in den ersten 48 Stunden alle zwei bis drei Stunden oder bis sich das Ödem und die Entzündung stabilisiert haben, einen Beutel Eis für 15 bis 20 Minuten aufzulegen. Verwenden Sie ein Tuch zwischen Eis und Haut, um Kälteverbrennungen zu verhindern(2).

C: Kompression 
Ein elastischer Verband oder Kompressionsstrumpf(2) stabilisiert das Gelenk und begrenzt die Schwellung, indem er Flüssigkeitseinlagerungen reduziert. Gleichzeitig wird die Bewegung nicht eingeschränkt.

Es ist wichtig, den Verband nicht zu fest anzuziehen. Übermäßige Kompression kann die Durchblutung beeinträchtigen. Anzeichen wie Kribbeln oder Taubheit deuten auf eine zu starke Kompression hin und erfordern eine Anpassung der Kompression.

H: Hochlagern 
Das Hochlagern der verletzten Stelle über Herzhöhe (15 bis 25 cm) unterstützt die Drainage von Venen und Lymphe. So lässt sich die Schwellung schneller abbauen.(2)

Versuchen Sie, den verletzten Gelenkbereich so lang wie möglich hochzulagern, bis das Ödem abzuklingen beginnt. Legen Sie Ihren Fuß zum Beispiel im Liegen auf ein Kissen. Die Hochlagerung verbessert auch den venösen Rückfluss, was die Genesung unterstützt. 

Anwendung der PECH-Regel bei Knöchelverstauchungen  

Knöchelverstauchungen (Distorsionen des Sprunggelenks) gehören zu den häufigsten Verletzungen bei Sportlern. Die PECH-Regel wird häufig für die Erstbehandlung empfohlen. Die sofortige Anwendung kann die Schmerzen und den Heilungsverlauf verkürzen sowie Komplikationen minimieren.  

Bei einer Verstauchung werden die Bänder des Sprunggelenks überdehnt oder gerissen(4). Die konsequente Anwendung der PECH-Regel ist hier die wichtigste Sofortmaßnahme. Sie hilft, Schäden zu begrenzen und gleichzeitig die Geweberegeneration zu fördern.  

Geduld ist jedoch entscheidend: Eine zu schnelle Rückkehr in den Sport kann den Heilungsprozess verzögern. Ergänzend können entzündungshemmende Medikamente (nur nach Rücksprache mit dem Arzt) oder das Tragen einer Sprunggelenkorthese hilfreich sein(5). Ebenso wichtig ist ein gut strukturiertes Rehabilitationsprogramm, das Kraft und Stabilität der verletzten Strukturen wieder aufbaut.

Erkennen einer Knöchelverstauchung  

Damit eine Knöchelverstauchung wirksam behandelt werden kann, muss sie zunächst korrekt erkannt werden.  

Um mehr über die 3 verschiedenen Grade einer Verstauchung (leichte, mittelschwere und schwere Verstauchung) zu erfahren und zu unterscheiden, lesen Sie unseren Artikel über Knöchelverstauchungen .

Wenn Sie Schmerzen verspüren, die auf eine Verstauchung, Fraktur, Sehnenscheidenentzündung oder eine andere Erkrankung hindeuten, konsultieren Sie einen Arzt, damit eine Diagnose für eine optimale Behandlung erfolgen kann. Dies kann eine klinische Untersuchung (einschließlich Röntgenaufnahmen) oder eine körperliche Untersuchung umfassen. (6) Eine Verstauchung, die nicht richtig behandelt wird, kann später zu Instabilitäten führen.  

Medizinische Nachsorge und Rehabilitation  

Bei schweren Verletzungen oder anhaltenden Beschwerden ist die ärztliche Nachsorge unverzichtbar. Sie ermöglicht eine gezielte Behandlung und eine individuell angepasste Rehabilitation. 

Der Arzt kann Rehabilitationsübungen empfehlen, um Kraft und Flexibilität der umgebenden Bänder und Muskeln wiederherzustellen. Diese Übungen sollten progressiv und auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sein.  
Physiotherapie kann den Heilungsprozess stark verbessern.(6) Es hilft, geschwächte Bänder zu stärken und zukünftigen Verletzungen vorzubeugen. 

Befolgen Sie unbedingt die Ratschläge und Verordnungen der Spezialisten. Aufklärung und gezieltes Training helfen, zukünftige Verletzungen zu vermeiden. 

Die PECH-Regel ist eine wichtige Sofortmaßnahme, ersetzt aber keine medizinische Betreuung. Vor allem bei einem Bänderriss (Grad III) kann eine weiterführende Therapie bis hin zur Operation erforderlich sein. Eine konsequente Kombination aus Notfallmaßnahmen, ärztlicher Nachsorge und Rehabilitation verbessert die Heilungschancen erheblich(2).  

 

 

(1) Waterman BR, Owens BD, DaveyS, ZacchilliMA, Belmont PJ Jr. Die Epidemiologie der Knöchelverstauchungen in den Vereinigten Staaten. J Knochengelenk SurgAm. 6. Oktober 2010; 92(13):2279-84. doi: 10.2106/JBJS. I.01537. PMID: 20926721.  
(2) Wolfe MW, Uhl TL, Mattacola CG, McCluskey LC. Behandlung von Knöchelverstauchungen. Bin Fam Arzt. 1. Januar 2001; 63(1):93-104. Erratum in: Am Fam Physician 2001 Aug 1; 64(3):386. PMID: 11195774.  
(3) Academy, USA (2020, 30. Oktober). Das R.I.C.E.-Protokoll ist ein MYTHOS: Eine Überprüfung und Empfehlungen. Das Sportjournal. https://thesportjournal.org/article/the-r-i-c-e-protocol-is-a-myth-a-review-and-recommendations/

(4) Melanson SW, Shuman VL. Akute Verstauchung des Knöchels. [Aktualisiert am 23. Mai 2023]. In: StatPearls [Internet]. Treasure Island (FL): StatPearls Verlag; 2024 Jan-. Verfügbar ab: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK459212/ 
(5) Vuurberg G, Hoorntje A, Wink LM et al.Diagnose, Behandlung und Prävention von Knöchelverstauchungen: Aktualisierung einer evidenzbasierten klinischen LeitlinieBritish Journal of Sports Medicine 2018;52:956. https://doi.org/10.1136/bjsports-2017-098106 
(6) Haute Autorité Santé "DISPOSITIFS de COMPRESSION/CONTENTION médicale à usage individuel Utilisation en ORTHOPÉDIE/ RHUMATOLOGIE/ TRAUMATOLOGIE"; Oktober 2012 (consulté le 07/10/2024). HAT : https://www.has-sante.fr/jcms/c_1318289/fr/dispositifs-de-compression/contention-medicale-a-usage-individuel-utilisation-en-orthopedie/rhumatologie/traumatologie 
Crédits : Thuasne / Canva
 

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